Kontaktallergie gegen Nickel, Latex & Co – Achtung, nicht berühren!
Kontaktallergien werden von verschiedenen Substanzen oder Materialien ausgelöst, die in direkten Kontakt mit der Haut kommen. Sicher haben Sie schon einmal von einer Nickelallergie oder einer Latexallergie gehört – Nickel und Latex gehören zu den bekanntesten Auslösern einer Kontaktallergie. Sie sind jedoch bei Weitem nicht die einzigen Stoffe, die Betroffenen zu schaffen machen. Die Symptome einer Kontaktallergie äußern sich beispielsweise durch starkes Jucken, Ausschlag oder gar durch Bildung sogenannter Kontaktekzeme. Das Gemeine daran: Vom Kontakt mit dem Allergieauslöser bis zur allergischen Reaktion können Tage vergehen, was diese Allergie besonders tückisch macht.
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Was passiert bei einer Kontaktallergie?
Eine Kontaktallergie kann entstehen, wenn das Immunsystem sich gegen eine bestimmte Substanz sensibilisiert, obwohl diese völlig ungefährlich ist. Bei einer Nickelallergie entsteht die Sensibilisierung zum Beispiel durch den direkten Kontakt eines nickelhaltigen Hosenknopfs mit der Haut. Von dem Knopf lösen sich beim Hautkontakt wenige, mikroskopisch kleine Nickel-Partikel ab. Im Falle einer Allergie reagiert das Immunsystem darauf mit der Bildung von T-Lymphoziten. Das sind Helferzellen, die auf die vermeintliche Bedrohung losgehen und dabei Entzündungen verursachen. Spezielle T-Gedächtniszellen sorgen dafür, dass ein einmal erkannter Eindringling auch in Zukunft immer wieder – und schneller – bekämpft wird.
Kontaktallergien zeigen sich niemals beim ersten Kontakt mit dem Allergen. Und wenn sie dann bei einem späteren Kontakt ausgelöst werden, folgen die ersten Symptome oft erst nach 12 Stunden oder gar erst nach drei Tagen. Es handelt sich um Typ-IV-Allergien des sogenannten Spät-Typs. Deshalb kann es schwer sein, einer Kontaktallergie auf die Spur zu kommen. Der Grund für die verspätete Immunreaktion ist der lange Weg der T-Helferzellen von den unteren in die oberen Hautschichten.
Typische Symptome einer Kontaktallergie sind Hautrötungen und Schwellungen an der betroffenen Region, begleitet von Juckreiz oder einem brennenden Gefühl. Des Weiteren können Quaddeln oder nässende Bläschen an der Kontaktstelle auftreten. In schweren Fällen bilden sich juckende Krusten und Schuppen, ähnlich der Schuppenflechte. Je länger Kontakt mit dem Allergen bestand, desto heftiger können die allergischen Reaktionen ausfallen. Bei fortgesetztem Kontakt besteht die realistische Gefahr, dass sich ein chronisches Kontaktekzem mit horniger, rissiger Haut formt. Gelegentlich kann es zu verspäteten Symptomen an anderen Körperstellen kommen, auch wenn diese nicht mit dem betreffenden Stoff in Kontakt waren. Dabei handelt es sich um eine Streureaktion der Kontaktallergie.
Weitere Gesundheitsrisiken chronischer Kontaktekzeme
Jede Verletzung der Hautoberfläche bietet ein Einfallstor für Keime. Juckende Bläschen oder Quaddeln sollten deshalb keinesfalls aufgekratzt werden. Kritisch wird es vor allem bei chronischen Kontaktekzemen, welche die Haut mit Rissen und Furchen durchziehen, in denen sich Pilze oder Bakterien ansiedeln können. Ein Hitzegefühl an der betroffenen Stelle, Schwellungen, starke Rötung und Schmerzen kündigen die resultierende Infektion an. So können weitere Behandlungen mit Antibiotika oder antimykotischen Medikamenten nötig werden. Gerade für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist es also wichtig, Kontaktallergien zu identifizieren, um deren Auslöser vermeiden zu können.
Was sind bekannte Auslöser von Kontaktallergien?
Verschiedene Substanzen sind dafür bekannt, Kontaktallergien auszulösen. So zum Beispiel Metalle wie Nickel, Latex aus Naturkautschuk, Duftstoffe, Konservierungsstoffe oder Weichmacher in Putzmitteln. Auch pflanzliche Produkte wie ätherische Öle sowie verschiedene Pflanzen selbst können bei Hautkontakt eine Sensibilisierung auslösen. Es wird vermutet, dass Faktoren wie Schadstoffbelastung, Rauchen, schlechte Ernährung oder genetische Veranlagungen die Wahrscheinlichkeit einer Kontaktallergie erhöhen. Die wohl häufigsten Kontaktallergien betreffen Nickel und Latex.
Die Nickelallergie – allergisch gegen ein Metall
Die Nickelallergie ist die häufigste Kontaktallergie. Das sogenannte Übergangsmetall Nickel ist ein wichtiges Industriemetall, welches beispielsweise zur Herstellung von Edelstahl und verschiedensten Legierungen eingesetzt wird. So ist Nickel ein häufiger Bestandteil von Geldmünzen, Hosenknöpfen, Gürtelschnallen oder Modeschmuck. Das Metall befindet sich in vielen Objekten, die im Alltag mit der menschlichen Haut in Berührung kommen. Die Berührung mit dem Allergen Nickel kann verschiedenen europäischen Studien zufolge bei bis zu 10–25 Prozent der Bevölkerung zu einer Sensibilisierung führen. Das heißt jedoch nicht, dass diese Menschen auch Symptome entwickeln. Ca. 8–10 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden unter einer aktiven Nickelallergie. Frauen sind dabei bis zu viermal so oft betroffen wie Männer.
Wenn eine Nickelallergie ausbricht, zeigt sie sich in Form der Nickeldermatitis, deren Auswirkungen von schuppender Haut, Papel- und Bläschenbildung, Juckreiz, Rötung und Schmerzen bis zur Ausprägung eines allergischen Kontaktekzems reichen können. Wird die Allergie nicht erkannt und der Kontakt zu Nickel nicht unterbrochen, kann sich die betroffene Hautpartie chronisch verdicken. Zudem drohen weitere Komplikationen durch Entzündungen aufgekratzter Blasen und Ekzeme. In geringeren Maßen kann Nickel auch über die Nahrung aufgenommen werden – Kartoffeln enthalten zum Beispiel auch etwas Nickel. Bestehende Symptome können dadurch in seltenen Fällen verstärkt werden.
Im Falle einer Allergie sollte der Kontakt zu Nickel unbedingt vermieden werden. Sorgen Sie dafür, dass nickelhaltige Gegenstände nicht in direkten Kontakt mit der nackten Haut kommen. Um die Hände zu beschützen, lassen sich Schutzhandschuhe tragen. Nickelhaltiger Schmuck muss vermieden werden – hier gibt es Alternativen aus allergenfreien Materialien. Seit 1994 hat die EU übrigens Richtlinien für den erlaubten Nickelgehalt von Objekten, die länger mit der Haut in Berührung kommen, festgelegt. Beschwerden, die über das Einatmen von Nickelpartikeln entstehen, sind als Berufskrankheiten anerkannt. Dazu kann es in industriellen Umgebungen kommen, zum Beispiel bei der Nickelverarbeitung. Im normalen Alltag ist die Nickelbelastung der Atemluft sehr gering.
Die Latexallergie – in zwei Varianten
Naturlatex wird aus dem Saft des Kautschukbaums hergestellt. Das Material wird beispielsweise zur Herstellung von medizinischen Schutzhandschuhen, Kondomen oder Faschingsmasken genutzt. Kautschuk- oder Gummibäume sind zudem beliebte Zimmerpflanzen, doch manche Menschen entwickeln eine Latexallergie gegen den Pflanzensaft und alles, was daraus hergestellt wird. Häufig sind auch sogenannte Thiurame oder Dithiocarbamate, die erst bei der industriellen Fertigung von Latexhandschuhen und anderen Produkten entstehen, verantwortlich für die allergische Reaktion.
Im Gegensatz zu den meisten Kontaktallergien kann die Latexallergie nicht nur als Spät-Typ auftreten. In manchen Fällen wird die Allergie von Eiweißen im Latex verursacht und manifestiert sich als Sofort-Typ innerhalb von Minuten nach dem Hautkontakt. Urtikaria ist ein typisches Symptom und zeigt sich durch juckende Quaddeln an den betreffenden Hautpartien. Auch die Atemwege können bei der „Sofort-Typ-Latexallergie“ durch Schnupfen, Husten oder gar Atemnot betroffen sein. Eine späte Reaktion erfolgt, wenn Stoffe, wie Thiurame der der Auslöser sind. Als Spät-Typ der Klasse IV zeigt sich die Latexallergie nach einigen Stunden oder Tagen durch die Ausprägung von Kontaktekzemen. In seltenen Fällen kann die Latexallergie einen anaphylaktischen Schock verursachen.
Seit den 1990er-Jahren sind verschiedene Gesetze in Kraft getreten, welche die Neuentstehung von Latexallergien zurückdrängen sollen. Es dürfen beispielsweise keine gepuderten Latexhandschuhe mehr eingesetzt werden. Das mit Latexpartikeln versetzte Puder konnte neben dem Hautkontakt auch über die Atemwege aufgenommen werden. Mittlerweile stehen zudem viele alternative Materialien zur Verfügung, die nicht als Allergieauslöser gelten – zum Beispiel synthetischer Kautschuk. Auch im medizinischen Bereich oder in der Pflege, wo Schutzhandschuhe unverzichtbar sind, lassen sich Latexhandschuhe durch Handschuhe aus Nitril, Vitril, Vinyl oder Baumwolle ersetzen. Achten Sie darauf, Handschuhe zu kaufen, die als thiuramfrei und/oder dithiocarbamatfrei gekennzeichnet sind, denn mitunter kommen diese auch in anderen Materialien als Latex vor.
- Nitrilhandschuhe: Handschuhe aus Nitril sind eine gute Alternative zu Latexhandschuhen, denn sie besitzen ebenfalls ein hervorragendes Tastempfinden, sind flexibel und reißfest sowie beständig gegen zahlreiche Chemikalien, Fette und Öle. Nitrilhandschuhe werden im medizinischen Bereich, im Labor sowie von Pflege- und Reinigungsdiensten eingesetzt. Sie sind zudem geeignet für den Umgang mit Lebensmitteln.
- Vinylhandschuhe: Vinyl ist ein weiches, komfortables Material mit einer äußerst glatten Oberfläche. Vinylhandschuhe sind unter anderem auch in gepuderter Form erhältlich – das Puder erleichtert das An- und Ausziehen und soll die Hände weniger schwitzen lassen.
- Vitrilhandschuhe: Dies sind Hybrid-Handschuhe, die aus einer Kombination von Vinyl und Nitril bestehen. Vitril vereint die Vorteile beider Materialien ohne dabei an Qualität zu verlieren.
- Baumwollhandschuhe: Baumwolle ist ein Material, dass keine Kontaktallergien auslöst. Natürlich können sehr wohl Allergien gegen Chemikalien und andere Stoffe in Baumwollprodukten bestehen. Im medizinischen Bereich kommen deshalb reine Baumwollhandschuhe zum Einsatz. Aufgrund ihrer weichen und angenehmen Beschaffenheit eignen sie sich beispielsweise als Untersuchungshandschuhe oder als schonender Unterzug für andere Handschuhe. Baumwollhandschuhe lassen sich für gewöhnlich waschen oder im Autoklav per heißem Dampf sterilisieren und weiterverwenden.
Das Latex-Frucht-Syndrom ist eine Kreuzallergie, die bei mehr als einem Drittel der Latex-Allergiker auftritt. Betroffene zeigen nach dem Verzehr von Obst allergische Reaktionen. Doch auch manche Gemüsesorten wie Tomate oder Paprika sowie Nüsse, Kartoffeln oder Buchweizen können Kreuzallergien mit Latex auslösen.
Wie wird eine Kontaktallergie diagnostiziert und behandelt?
In manchen Fällen lässt sich einfach feststellen, dass eine Kontaktallergie Beschwerden wie Ausschlag, Bläschen oder Ekzeme verursacht. Denn obwohl die Symptome sich langsam anschleichen, ist klar zu erkennen, dass beispielsweise das Handgelenk, wo Modeschmuck saß, betroffen ist. Schwieriger ist es, wenn Sie gar nicht wissen, mit welchem Material Sie in den 12–72 Stunden vor den ersten Symptomen in Kontakt gekommen sind. Folgen von Kontaktallergien sind leicht mit Neurodermitis, Schuppenflechte und anderen Hautirritationen zu verwechseln. Jede ärztliche Untersuchung beginnt also mit einer umfangreichen Anamnese – einem Gespräch, in dem ihre Krankengeschichte genau erfragt wird. Ihre Ärztin oder Arzt wird die betroffenen Hautpartien in Augenschein nehmen und die weitere Behandlung einleiten.
Zur Diagnose einer Kontaktallergie wird ein spezieller Hauttest durchgeführt: Der sogenannte Pflaster- oder Patch-Test. Dafür werden Pflaster mit geringen Mengen der jeweiligen Allergene auf den Rücken geklebt, wo sie bis zu zwei Tage verbleiben. Entsteht ein Ausschlag unter einem Pflaster, weist dies auf eine Allergie gegen den getesteten Stoff hin. Eine Hyposensibilisierung ist bei Kontaktallergien nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht möglich. Die einzige Möglichkeit für ein beschwerdefreies Leben besteht in der vollständigen Meidung des Allergens. Tragen Sie beispielsweise Schutzhandschuhe, wenn Sie bei einer Nickelallergie mit Metallobjekten umgehen müssen.
Akute Beschwerden lassen sich mit kortisonhaltigen Salben behandeln. Kortison kann die Überreaktion des Immunsystems dämpfen, sollte jedoch nicht über längere Zeit verwendet werden. Reicht eine Kortison-Salbe nicht aus, können für kurze Zeit Kortison-Tabletten eingenommen werden – jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht. Kortison kann schwere Nebenwirkungen verursachen und sich unter anderem negativ auf die Muskulatur, den Stoffwechsel oder die Knochenstruktur auswirken.
Zur Behandlung von Kontaktekzemen kann eine UV-Therapie durchgeführt werden. Zusätzlich zur UV-Bestrahlung mit verschiedenen Wellenlängen wird dabei ein Wirkstoff namens Psoralen eingesetzt, welcher die Haut noch mehr UV-Licht absorbieren lässt. Falls zusätzlich zur Kontaktallergie eine Polymorphe Lichtdermatose (Sonnenallergie) vorliegt, ist die UV-Therapie natürlich keine Option.
Sorgfältige Hautpflege kann eine Kontaktallergie nicht verhindern, sie hilft der Haut jedoch, sich von Ausschlägen und Ekzemen zu erholen. Feuchtigkeitsspendende und pflegende Cremes und Balsame können nach Abheilen der Symptome aufgetragen werden, um die natürliche Regeneration der Haut zu unterstützen. Unter Umständen kann der Einsatz einer antiseptischen Creme sinnvoll sein. Ebenfalls sinnvoll sind rückfettende Ölbäder oder Waschlotionen, um die Hautoberfläche schonend sauber zu halten. Natürlich sollte bei allen Pflegeprodukten, die oftmals natürliche Zutaten wie Arnika, Weinlaub oder andere Pflanzenextrakte enthalten, darauf geachtet werden, dass keine Allergien gegen diese Inhaltsstoffe bestehen.
Lassen Sie sich im Falle einer Kontaktallergie unbedingt ärztlich untersuchen und behandeln – auch in Hinsicht auf mögliche Pflegeprodukte. Vermeiden Sie den Kontakt zu Substanzen, von denen Sie glauben, dass Sie Ihnen schaden, bis ein Allergietest für Klarheit sorgen kann. Ist eine Kontaktallergie erst einmal erkannt, lassen sich für gewöhnlich Vorkehrungen treffen, um das Allergen komplett zu meiden.