gesprungener Taekwondo Sidekick ausgeführt von einer Dame mit Rotgurt bei ihrer Prüfung zum 1. Dan

Verletzungen im Kampfsport

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist das Risiko, sich im Kampfsportbetrieb zu verletzen, gering. In aller Regel sind lediglich oberflächliche Hautverletzungen wie Riss- und Schürfwunden im Gesichtsbereich zu beklagen. Nur selten werden ernstzunehmende Zwischenfälle bekannt. Dennoch sollten die Verantwortlichen in den Vereinen und die Betreiber von Kampfsportschulen vorbeugen. Denn schneller als man denkt, blutet eine Nase oder kommt es im Bereich der Augenbrauen zu Cuts.

Von Turnieren und Verbandstaschen:

Ein Notfallkoffer, der die internationalen Standards und DIN-Normen erfüllt, ist damit quasi Pflicht.

Auch zu Turnieren sollten die Trainer und Wettkampfbetreuer ihre eigene Verbandstasche oder besser noch einen kleinen Notfallrucksack mitnehmen. Denn in einer fremden Halle ist im Fall der Fälle das benötigte Verbandsmaterial nicht immer zur Hand.

Taekwondo Hapkido Stampftritt ins Knie beim Training von einer Frau mit Gelbgurt

Sind Kampfkünstler aggressiv?

Dennoch bleibt festzuhalten, dass gerade im Breitensportbetrieb Verletzungen äußerst selten sind. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele traditionelle Kampfkünste kontaktlos trainiert werden. Zudem gelten Aspekte wie die Rücksichtnahme gegenüber dem Trainingspartner als wesentlicher Bestandteil der fernöstlichen Philosophie. Demgegenüber sind Sportarten, die viele Laien zunächst gar nicht „auf dem Radar“ haben, in Sachen Verletzungsrisiko besonders prekär. Dazu zählen Wettkampfsportarten wie Handball und Fußball, aber auch Skifahren und Skaten, da hierbei Sturzrisiko und Geschwindigkeit eine unheilvolle Liaison eingehen. Auch im Kampfsportbereich nehmen gerade im Wettkampfbetrieb die Fallzahlen zu. Protektoren und Handschuhe können das Risiko zwar senken, jedoch nicht völlig ausschließen. Bei großen Turnieren sind daher in aller Regel Notfallsanitäter zugegen und können eingreifen, wenn Not am Mann ist. Dennoch bringen umsichtige Trainer ihr eigenes Verbandsmaterial mit.

Was sagen die Krankenkassen?

Trotz gelegentlicher Blessuren muss sich jedoch niemand vor einem Eintritt in einen Kampfsportverein oder eine Kampfsportschule fürchten. Eher das Gegenteil ist der Fall. Selbst Krankenkassen haben die Faszination der fernöstlichen Kampfkünste erkannt. Unter anderem geht die Techniker-Krankenkasse davon aus, dass gerade beim Kampfsport sämtliche Muskelgruppen trainiert werden. Hinzu kommen ein hoher Spaßfaktor und die Chance, sich im Ernstfall effektiv vor rechtswidrigen Angriffen schützen zu können. Nicht zuletzt werden Kondition, Beweglichkeit, Gleichgewichtssinn und Reaktionsvermögen im Kampfsporttraining besonders geschult. Dennoch weist die Krankenkasse auch auf mögliche Risiken wie Verletzungen der Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskeln - zum Beispiel durch Muskelfaserrisse - hin. Kälte-Sofortkompressen dürfen daher in keiner Notfalltasche fehlen. Auch Zehenschutz-Pflaster sind gerade auf Turnieren bares Geld wert. Schließlich wird in den meisten Kampfsportarten barfuß trainiert. Daher kann es Sinn machen, beim Besuch von Lehrgängen einzelne Zehen zu tapen. Denn Blasen sind keine Seltenheit und können gerade auf einem harten Hallenboden - zumal an den besonders exponierten großen Zehen - bereits bei den ersten Drehungen und Kicktechniken auftreten.

Was sind die Risiken beim Boxen?

Natürlich hängt das Risiko für ernstzunehmende Verletzungen nicht unerheblich davon ab, ob kontaktlos oder mit Kontakt trainiert wird. Viele asiatische Kampfkünste, wie das traditionelle Taekwondo oder das klassische Karate, stoppen ihre Kicks und Faustschläge wenige Zentimeter vor dem Übungspartner ab. Selbst im Sparring und bei Wettkämpfen sind Treffer oder gar Knockouts verpönt. Allerdings liegt auch im Amateurboxen die Verletzungshäufigkeit im unteren Drittel aller Sportarten, da schwere Zwischenfälle durch die Einführung eines Kopfschutzes und spezielle, schlagabsorbierende Handschuhe drastisch minimiert wurden. Selbst Zahnschäden sind dank Mundschutz rückläufig. Dennoch werden gerade bei den Vollkontaktsportarten immer wieder Schädelhirntraumen unterschiedlicher Schwere diagnostiziert. Im Umkehrschluss besitzen Kampfsportler aber häufig mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen als Personen, die keinen oder einen anderen Sport ausüben. Das Training zahlt sich somit auch im Privatleben oder im Berufsalltag aus. Zudem werden gerade in den Vereinen auch ethische Normen wie Durchhaltevermögen, Disziplin und Respekt vermittelt. Nicht zuletzt wird die Höflichkeit gegenüber dem Trainer und älteren Übungspartnern groß geschrieben - Werte also, die gerade Kindern und Heranwachsenden gut tun.

Unser Fazit

Kampfsport per se als gefährlich zu bezeichnen, wäre also völlig verkehrt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Viele Kampfkünste werden kontaktlos trainiert und sind, wie zum Beispiel Aikido, für ihren defensiven Charakter bekannt. Wenn es zu Verletzungen kommt, sind häufig Unaufmerksamkeit oder auch übertriebener Ehrgeiz im Spiel. Je konzentrierter geübt wird, desto sicherer ist der Sport. Im Fall einer akuten Erkrankung sollte eine Pause eingelegt werden. Nicht zuletzt kommt es zu (vermeidbaren) Verletzungen, weil sich Sportlerinnen und Sportler nicht ausreichend aufgewärmt und gedehnt haben. Elastische Verbände, um einen umgeknickten Fuß zu stabilisieren, aber auch Einmal-Kühlkompressen müssen daher stets zur Hand sein. Auch Pflaster und Tape sollten in keiner Notfalltasche fehlen.

In der eigenen Sportschule oder auf dem eigenen Vereinsgelände kann sogar über die Anschaffung eines robusten und abschließbaren Notfallschranks nachgedacht werden. Schließlich zählt im Ernstfall jede Sekunde und sind in speziellen Erste-Hilfe-Boxen alle wichtigen Utensilien übersichtlich untergebracht. Ein Griff genügt. Zudem sehen die Verantwortlichen ganz genau, wann einzelne Kompressen und Verbände knapp werden und können bei Bedarf Ersatz ordern.

Autor: Peter Hoffmann
Peter Hoffmann studierte Biologie an der Universität Saarbrücken und veröffentlichte schon während des Studiums erste Artikel im naturkundlichen Bereich. Seit 1992 ist er hauptberuflich freier Publizist, schrieb für Illustrierte und Fachzeitschriften in verschiedenen Themenbereichen und war zeitweise Foto-Reporter für die Saar Zeitung. Aktuell liegt sein Fokus auf Internet-Blogs und Magazinen, sowie Social Media für eine Kampfsportschule im Saarland.